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Geschichtsrekonstruktion

Kurzbeschreibung
"Geschichtsrekonstruktion" ist eine Übung, die vorwiegend auf die technischen Aspekte der Interviewführung ausgerichtet ist. In einer Gesprächssituation, deren Verlauf und Charakter durch Rollenkarten strukturiert ist, soll das Bewusstsein dafür geschärft werden, welche Anforderungen einer Audioaufnahme berücksichtigt werden sollten. Sie ist für Personen geeignet, die bereits sowohl Erfahrungen mit Interviews, als auch deren akustischer Bearbeitung gesammelt haben. Sie ist dazu gedacht, die anfängliche Laborsituation beim Audioschnitt in ein realitätsnäheres Setting zu überführen.

Schwierigkeitsgrad
Stufe 2

Gruppengröße
Partnerarbeit

Einstieg
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten sich in Zweiergruppen zusammenfinden und sich - mit einem Aufnahmegerät ausgestattet - eine akustisch einigermaßen ungestörten Bereich suchen. Jede der beiden Personen erhält zudem eine Rollenkarte, die sie entweder zu befragenden oder der befragten macht. Das Thema der Anweisungen kann natürlich variiert werden; es sollte jedoch eines sein, das besonders den Befragten nicht zuviele Vorkenntisse abverlangt.

Produktion
Der Zeitrahmen beträgt 15-25 Minuten

Rollenkarte befragende Person

Aufgabe:
Sie führen ein Interview mit einer Person, die eine lokalhistorische Entdeckung gemacht hat:
Beginnen Sie das Gespräch mit der Bitte darum, dem Publikum zu erklären, worum es sich handelt und in Folge, wie diese Entdeckung zustande gekommen ist. Zusätzlich versuchen Sie, eine Einschätzung über die Bedeutung des Fundes zu bekommen und welche Folgen dieser haben wird.
Am Ende sollen Sie einen 3-minütigen Beitrag darüber gestalten.


Rollenkarte befrage Person

Sie sind eine Person, die eine lokalhistorische Entdeckung gemacht hat (etwa ein bedeutendes Dokument in einem Archiv, eine Inschrift an einem Gebäude, ein Artefakt....).
Sie werden dazu von jemandem von einem freien Radio befragt und sind erfreut, aber auch etwas aufgeregt, dass mediales Interesse an Ihrer Entdeckung besteht. Da Sie mit den Produktionsvorgängen bei Radios nicht vertraut und auch noch nie interviewt worden sind, verhalten Sie sich folgendermaßen:
- Grundsätzlich versuchen Sie zwar, in Richtung des Mikrofons zu sprechen, während Sie aber die Einzelheiten des Fundes schildern, steigern Sie sich dermaßen in die Erzählung, dass sie auch bei entscheidenden Aussagen alles andere, als das Aufnahmegerät adressieren.

- Da zuvor kein roter Faden vereinbart wurde und Sie in freier Rede nicht geübt sind, machen Sie alle möglichen Einschübe und vergessen dabei, begonnene Sätze zu Ende zu führen.

- Nachdem Sie die Bedeutung Ihrer Entdeckung erstmals formulieren müssen, verwenden Sie eventuell zu viel Zeit auf die Schilderung von Details und kommunizieren nicht das, was aus Sicht des Publikums am interessantesten sein dürfte: Worum es überhaupt geht. Sie bedenken außerdem nicht, dass sich das Publikum auf einem anderen Kenntnisstand befindet und setzen zu viel von dem voraus, was Ihnen aus der langjährigen Beschäftigung mit dem Gegenstand ohnehin vertraut ist.

- Sie vergessen ab und zu, dass visuelle Informationen fürs Radiopublikum übersetzt werden müssen und zeigen dem Gegenüber Dinge, ohne sie zu beschreiben und deuten bei Ortsinformationen in die entsprechende Richtung. (Etwa: Dort hinten bin ich darauf gestoßen...)

Nachbearbeitung
Im Anschluss sollen die Beiträge in der gewünschten Länge produziert werden; jedoch sollen sich beide Personen gleichermaßen daran beteiligen und sich gemeinsam Gedanke darüber machen, warum welche Arten der Gesprächsführung die Beitragsgestaltung erschweren.
Anschließend sollen die Ergebnisse durchgehört und von - entweder zuvor vereinbarten, oder allen - anderen Gruppen kommentiert werden.

Lernziele:
1. Während eines Gesprächs die Führung des Interviews im Hinblick auf dessen Verwendung zu gestalten und dabei gleich darauf zu achten, welche Originaltöne passend sein werden. Dabei ist zugleich mitzubedenken, dass das „Hier und Nun“ nicht reproduzierbar ist und die Aufmerksamkeit auch auf der Qualität der Konservierung des Gesagten liegen muss.

2. Bei der Gestaltung des Beitrags geht es darum:
Das Material zu kondensieren und dessen Inhalte klar und gut nachvollziehbar zu vermitteln
Überlegen, was an Zusatzinformationen (vermittels Recherche) nachzureichen wäre
Besonders geeignete O-Töne sinnvoll zu verwenden
Wichtige Informationen, die im Gespräch nicht in der nötigen Form vorkommen, in die Moderation zu integrieren.

3. Im Nachhinein geht es darum, die Quellen erhöhten Arbeitsaufwandes zu identifizieren (fehlende Absprache mit dem Gegenüber, Vergessen der aufnahmetechnischen Erfordernisse, etc.) und zu überlegen, wie dies auch in wenig strukturierten oder improvisierten Settings vermeidbar wäre.

Vorkenntnisse
Audioschnitt in Grundzügen

Zeitaufwand
1 Schultag

Material/Geräte
Tragbares Aufnahmegerät; Computer mit Audioschnittprogramm (vorzugsweise Audacity)

Personalbedarf
Nein

Finanzbedarf
Nein