Kurzbeschreibung
Der nun schon über 150 Jahre alte Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann ist zum Radiomachen wie geschaffen, enthält er doch in einfacher Sprache und Reimform abgefasste Geschichten einer Kindheit, in denen es um Leben und Tod geht, um Ausgrenzung und Aggression, um Einsamkeit und Flucht ins Tagträumen, Geschichten also, die noch immer brandaktuell sind, und gerade durch Projektion eine emotionale Auseinandersetzung zulassen. Die Aufarbeitung dieser Geschichten können als Projekt angelegt werden, eignen sich aber auch für den Einsatz einer Lerneinheit. In der Geschichte vom bösen Friedrich könnte gefragt werden, was ihn so aggressiv macht, um den Ursachen für Gewaltpotenzial nachzugehen. Im Zappelphilipp wird die Problematik der Unrast und inneren Unruhe, heute ADHS oder Konzentrationsschwäche angesprochen; Die gar traurige Geschichte vom Feuerzeug bietet Anlass, den Mutproben oder anderen gefährlichen Freizeitaktivitäten bis hin zum Verhalten im von den Eltern nicht kontrollierten Cyberspace der SchülerInnen nachzugehen, während die Geschichte von den schwarzen Buben dazu einlädt, das Anderssein und die Folgen von Ausgrenzung und Mobbing zu thematisieren. Der Suppenkaspar soll uns dabei als Beispiel dienen.
Schwierigkeitsgrad
Stufe 1
Gruppengröße
Klassenarbeit
Einstieg
Zuerst wird der Text mit den Bildern ausgeschnitten und in die richtige Reihenfolge gebracht. Dann mit den Rollen von ErzählerIn und Ichstimme des Suppenkaspars, die auch ein Chor sein kann, gelesen. Einmal nur mit den Stimmen der Buben, dann mit denen der Mädchen. Anschließend soll der Text in die jeweilige Familiensprache übersetzt werden. Die Klasse versucht, die Ichstimme in der vorgestellten Zweit- oder Familiensprache nachzusprechen. So entsteht ein vielsprachiger Suppenkaspar. Nach aufmerksamem Betrachten der Bildfolge wird auf der Tafel eine Mindmap angelegt und die Wortmeldungen gesammelt und strukturiert. Die in den Raum geworfene Frage nämlich, ob das möglich ist, dass man sich zu Tode hungert, führt schnell zu kontroversiell geführter Diskussion, in welcher Überfluss genauso wie Mangel problematisiert werden kann. In diesem Zusammenhang müssen Begriffe wie Bulemie und Anorexie geklärt werden.
Produktion
Schon beim ersten Lesen die Reaktionen der SchülerInnen mit dem Aufnahmerecorder aufnehmen. Die einzusprechenden Reime mit Erzählerstimme und Chor am besten mit einem Metronom im 4/4 Takt und in verschiedenen Geschwindigkeiten proben und dabei den langweiligen Singsang vermeiden, der bei Reimen zwangsläufig entsteht. Die vielen Adjektive stimmlich so hervorheben, dass im Kopf des Hörers ein Bild möglich wird: "kerngesund, dick, kugelrund, hübsch, dünn und schwach usw. Die Ajektiva könnten auch kontrastierend mit einer anderen Stimme (weiblich/männlich) von jemand anderem gesprochen werden als der Erzählstimme.
Um zu erkunden, was Bulemie von Anorexie unterscheidet, empfiehlt sich ein Besuch mit Aufnahmeset in der nächsten Apotheke.
Moderationstexte verfassen, die die Geschichte der Entstehung von Struwwelpeter mit einschließen können. Die Reaktionen der SchülerInnen zu der Frage aufnehmen, was sie von diesem Suppenkaspar halten.
Nachbearbeitung
Die gebaute Sendung besteht aus 4 Modulen:
- Moderationstexte als Überleitung zwischen den Modulen
- Aufnahme des Reimes in der Bildungssprache und in den in der Klasse gesprochenen Familiensprachen
- Aufnahme der emotionalen Reaktionen und Wortspenden zum Suppenkaspar in der Klasse
- Aufnahme des Interviews mit Angestellten einer Apotheke
Diese 4 Module werden jeweils 4 Gruppen zur Nachbearbeitung in einer Audiosoftware wie StudioOne oder Audacity geschnitten und dann mit einem Abspann zusammen geführt.
Vorkenntnisse
Themenkomplex: Gründe für Emigration (Wirtschaftsflüchtlinge),Bulemie und Anorexie, Schlankheitswahn, Diäten, Models usw.
Zeitaufwand
längeres Projekt
Material/Geräte
Aufnahmeset, Computer mit Audiosoftware, Kopfhörer...
Personalbedarf
Nein
Finanzbedarf
Nein
Anmerkungen
Der in über 100 Sprachen übersetzte Bestseller vom Struwwelpeter, eignet sich besonders gut , da er im Satzbau und Wortschatz sehr einfach ist und nicht nur bildungssprachliches Lernen fördert, sondern auch die Heterogenität der SchülerInnen im Hinblick auf sprachliche Erfahrungen und Wissensbestände berücksichtigt.
Hörbeispiel/Weiterführende Links
Wer Interesse an der Sendereihe des Struwwelpeters als Schulprojekt hat, sei auf diese Seite verwiesen: http://schuelerradio.at/preistraeger/208
Wissenswertes über Bulemie und Anorexie: http://www.grin.com/de/e-book/65565/nein-meine-suppe-ess-ich-nicht-essstoerungen-bei-kindern-und-jugendlichen
Arbeitsblatt zum Suppenkaspar/Leseverständnis: http://meineschule.de/deutsch-online/struwwelpeter01.html
Anleitungen zu einem Video für die Kurzgeschichten zum Struwwelpeter: http://menscheninvigo2.blogspot.co.at/2013/10/suppenkasper.html